SEEWA - Helfer aus Göttingen im Einsatz in Serbien

Fünf Monate nach seinem letzten Einsatz musste Jens-Olaf Knapp vom Göttinger Ortsverband des Technischen Hilfswerks (THW) erneut wegen einer Katastrophe im Ausland seine Tasche packen. Zwei Stunden nach der Alarmierung war er mit Blaulicht auf dem Weg zum Frankfurter Flughafen. Grund der Eile war ein dringendes Hilfeersuchen der serbischen Regierung an die Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft um Unterstützung bei der Trinkwasserversorgung.

Trinkwasseraufbereitungsanlage ist einsatzbereit

(jok/are) Als Mitglied der THW-Schnelleinsatzeinheit Wasser Ausland erkundete Knapp vor Ort mit einem Vorausteam die Einsatzoptionen für das THW und stimmte als Einsatzleiter die notwendigen Maßnahmen mit den lokalen Behörden ab. „Das Ausmaß dieser Überschwemmungen war gewaltig.“ berichtet Jens-Olaf Knapp.

Dabei gab es zwei grundverschiedene Lagen. In einigen Regionen ist das Wasser schnell und mit Macht durchgeflossen und hat massive Zerstörungen der Infrastruktur hinterlassen. Strom- und Wasserversorgung sind unterbrochen, Ortschaften durch Erdrutsche und weggespülte Straßen schwer zu erreichen. In anderen Gebieten dagegen staut sich seit Tagen das Wasser, viele Orte mussten evakuiert und die Bewohner in Notunterkünften untergebracht werden.

So auch Obrenovac, eine Stadt mit über 30.000 Einwohnern etwa 30 Kilometer südlich von Belgrad. Hier am Ufer der Save lag der Einsatzschwerpunkt des 45köpfigen THW-Teams. Jens-Olaf Knapp: „ Wir haben zunächst mit Hochleistungspumpen fast 450 Millionen Liter abgepumpt, um den Wasserpegel zu senken. Das Wasser stand teilweise über zwei Meter hoch in den Häusern. Aufgrund eines Dammbruches blieb den Bewohnern meist nur die überstürzte Flucht.“ Viele haben dabei ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Alles, was sie zurücklassen mussten, wurde ein Opfer der Fluten. Und auch Menschenleben waren zu beklagen. Inzwischen ist das Wasser in manchen Bereichen soweit zurückgegangen, dass die Bewohner tagsüber in die ersten Stadtteile zurückkehren können und mit den Aufräumarbeiten beginnen. Was sie dort erwartet ist schlimm und der Neuanfang die persönliche Katastrophe nach der Flut. „Zunächst gilt es, alles aus den Häusern zu räumen und zu entsorgen. An den Straßen türmen sich Berge von Möbeln, Kleidung, Lebensmitteln und Spielsachen. Hunderte Autos sind im wahrsten Sinne des Wortes abgesoffen. Alles ist voller Schlamm, der mit Öl und anderen Chemikalien vermischt ist. Dazwischen liegen Tierkadaver. Der Gestank raubt einem fast den Atem.“ schildert der 46jährige THW-Einsatzleiter seine Eindrücke. Kein Strom, kein funktionierendes Abwassersystem, Toilettenhäuschen am Straßenrand. Das Schmutzwasser ist eine Brutstätte für Mücken und Krankheitserreger, eine zusätzliche Belastung für die Menschen.

Um sie wenigstens mit sauberem Trinkwasser zu versorgen, haben die THW-Kräfte vier Aufbereitungsanlagen aufgebaut, mit denen sie täglich 400.000 Liter produzieren können. Mit Tankwagen wird es an Sammelstellen gebracht, an denen es sich die Anwohner abholen. Das Rohwasser, so Knapp, holt sich das THW direkt aus der Save. Im mitgeführten Labor werden Wasserproben analysiert, um die Trinkwasserqualität zu gewährleisten. „Wir haben auch Ausrüstung dabei, um Brunnen zu reinigen und instand zu setzen.“ macht Knapp die Bandbreite der THW-Möglichkeiten deutlich. Und die Menschen in Obrenovac sind auf viel Hilfe angewiesen. Bis bei ihnen wieder ein normaler Alltag einkehrt, wird es noch lange dauern. Und auch das THW wird vermutlich noch einige Zeit dort im Einsatz sein. Wenn das Wasser fließt, ist der Einsatzauftrag von Jens-Olaf Knapp zunächst erfüllt. Er wird dann voraussichtlich Anfang nächster Woche nach Hause zurückkehren.

Einen Film zur SEEWA gibt es auf youtube

Bilder:

- Trinkwasseraufbereitungsanlage ist einsatzbereit

- High Capacity Pumping (HCP) Modul an Einsatzstelle

- Abstimmung der Einsatzmaßnahmen, links Jens Olaf Knapp


Fotos: THW OV Göttingen, Verwendung nur nach vorheriger Genehmigung




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