Unterstützung bei Kampfmittelräumung und Sprengung

Unser Ortsverband war seit Anfang Oktober in die Vorbereitungen der Stadt Göttingen zur Untersuchung von Verdachtsstellen von Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg eingebunden. Dazu wurde ein Fachberater in die Arbeitsgruppe des Stabes der Stadt Göttingen entsandt. Am letzten Januarwochenende 2021 war es dann soweit. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst KBD Niedersachsen legte 4 amerikanische 500 kg Bomben frei.

Abdeckungen für die Fundstellen

Aktualisierung vom 31.1.2021:

Um 19:33 Uhr am 30.1.2021 steht es endgültig fest. Alle 4 Verdachstsstellen wurden bestätigt. An allen Verdachtsstellen sind es Bomben mit gefährlichen Langzeitzündern. Für diesen Zündertyp gibt es nur eine Möglichkeit, ihn unschädlich zu machen: Die Bombe muß gesprengt werden!

Für unseren Ortsverband beginnt der Einsatz bereits am Dienstag der Vorwoche. Bis zum Freitag steht viel Logistik in den Einsatzaufträgen. Zwei Tage lang unterstützen wir die Stadt Göttingen beim Transport von Material für die vorgesehenen Evakuierungzentren. die am Tag der Entschärfung bis zu 1600 Menschen aufnehmen sollen. Je Tag sind 3 LKW mit Hebebühne im Einsatz, die aus Lägern von Stadt und Sanitätsorganisationen das benötigte Material abholen und in den Evakuierungszentren anliefern.

Die letzten beiden Tage der Woche stehen im Zeichen der Vorbereitungen für die Evakuierung eines Seniorenheimes. Wir erhalten Unterstützung mit 5 MzKW aus dem Regionalbereich Braunschweig. Koordiniert von unserem Zugtrupp in enger Zusammenarbeit mit dem DRK übernehmen die Mzkw den Transport von über 120 Pflegebetten in andere Seniorenheime, die während der Entschärfung die zu evakuierenden Bewohner aufnehmen. Alle Betten müssen am Sonntag danach wieder zurückgeholt werden. Auch hier kommt die Unterstützung wieder aus dem Regionalbereich Braunschweig, wobei die Koordination diesmal vom Zugtrupp aus dem Ortsverband Einbeck übernommen wird.

Warum kommt die Unterstützung aus dem Regionalbereich Braunschweig? Wir wollen die Ortsverbände aus dem Regionalbereich Göttingen entlasten, sind sie doch ab Samstag zur Unterstützung der Stadt Göttingen verplant. Nicht nur aus dem Regionalbereich Göttingen sind alle Ortsverbände mit unterschiedlichen Einsatzoptionen verplant. Darüber hinaus kommt ein ESS-Trupp aus Achim, der UL-Drohnentrupp aus Cloppenburg, das ENT Team des Landesverbandes und die LuK des Regionalbereichs Braunschweig zum Einsatz.

Die Vorbereitung ist so angelegt, das die für einen Einsatz vorgesehenen Ortsverbände sicherstellen, mit ihren angeforderten Einheiten innerhalb von 90 Minuten in Göttingen eintreffen zu können. Wenige Einheiten, die dieses Zeitfenster nicht schaffen, wurden nach Göttingen verlegt. Die Stadt Göttingen stellt für insgesamt 15 Einsatzkräfte Hotelzimmer bereit, so das vernünftige Ruhezeiten ermöglicht werden können.

Als sich am Samstag abzeichnet, das es zu Sprengungen der vorgefundenen Kampfmittel kommen wird erhalten die ersten THW-Einheiten den Auftrag, nach Göttingen zu verlegen. Am Standort unseres Orstverbandes nimmt die LuK des Ortsverbandes ihre Arbeit auf, die Fachgruppe FK aus Osterode baut sich mit Führungs- und Lageanhänger sowie FüKom und Satelittenkommuniklation vor unserer Containerunterkunft auf. Die Fachgruppe FK soll im Einsatzfall unseren Zugtrupp bei seiner Tätigkeit unterstützen.

Gesperrt ist die Industriestrasse vor unserer Unterkunft. Sie wird als Bereitstellungsraum genutzt und füllt sich im Laufe des Nachmittags zusehends. Um alle Einsatzkräfte versorgen zu können ist die Logistik Versorgung aus Holzminden im Einsatz.

Alle Maßnahmen finden unter Berücksichtigung der aktuell geltenden Coronaregeln statt. So wurden Bereiche für die Essensaufnahme großzügig ausgelegt, ein zusätzlicher Sanitärcontainer wurde aufgestellt und eine Einbahnstrassensystem in weiten Teilen der Unterkunft eingerichtet.

Gegen 0:30 am Sonntag war es dann soweit. Die letzte der 4 Bomben wurde gesprengt. Umgehend nach der Sprengung unterstützten Baufachberater u.a. aus Northeim Erkundungsteams der Technischen Einsatzleitung bei einer ersten Bewertung entstandener Schäden. Diese Schäden erwiesen sich als nicht so umfangreich wie von vielen erwartet, so daß hier vielen Beteiligten auch große Erleichterung anzumerken war.

So kam es in Folge der Erkundungen nur noch zum Einsatz von Lichtmasten und unserer Fachgruppe N sowie der Bergungsgruppen aus Göttingen, Einbeck und Hann.Münden. Strassen und Wege waren fei zu räumen sowie an einem Gebäude die Fenster im ersten Stock mit Brettern zu verschließen. Die Fenster waren bei der Sprengung zerbrochen.

Ein besonderer Einsatz war das Sichern des Kirchturm der St.Godehardkirche. Bereits am Freitag hatte der ESS-Trupp aus Northeim it Unterstützung der Drehleiter der Göttinger Berufsfeuerwehr am Kirchturm Messspiegel angebracht. Nach der erfolgten Sprengung in der Nacht zu Sonntag rückte der ESS-Trupp umgehend aus und überprüfte die Messwerte vom Freitag, Im Ergebnis war de Kirchturm in seiner Standfestigkeit nicht beeinträchtigt worden. Lediglich 1,5 mm betrug die temperaturbedingte Abweichung von den Messungen vor der Sprengung.

Gegen 03.00 Uhr am Sonntagmorgen wurden die nicht mehr benötigten Einsatzkräfte aus dem Einsatz entlassen. Die Führungsstrukturen wurden aufgelöst und der Einsatz beendet. In der Spitze standen über 150 THW-Einsatzkräfte bereit, um ein Schadensszenario abzuarbeiten, das zur Erleichterung aller nicht eingetreten ist. Damit endete ein nicht nur für unseren Ortsverband außergwöhnlicher Einsatz. Mit der Rückkehr der evakuierten Bewohner in ihre Wohnungen endete auch für die Stadt Göttingen ein Ereignis, das überregionale mediale Beachtung fand und sicherlich vielen im Gedächtnis bleiben wird.

Stand 10.Januar 2021

Als Termin für die endgültige Untersuchung der Verdachtstellen durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst Niedersachsen wurde der 30.1.2021 festgelegt. Insgesamt sind 4 Verdachststellen zu untersuchen, die alle in einem Radius von ca. 200 Metern liegen. Ein Teil der Verdachtsstellen liegt in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung, der andere Teil allerdings nicht unswesentlich weiter entfernt.

Die Stadt Göttingen bereitet sich auf eine große Evakuierung von 8300 Menschen vor. Sie müssen das Gebiet in einem Radius von 1000 Metern um den Fundort verlassen. Unter Führung unseres Ortsverbandes werden durch das THW logistische Unterstützungsleistungen bereits vor dem Tag der Evakuierung geleistet. Transportiert werden ca. 120 Pflegebetten, um Bewohner eines Seniorenheimes in anderen Einrichtungen vorübergehend unterbringen zu können. Für die Einrichtung der Evakuierungs-zentren wird das THW den Transport und den Aufbau von 1600 Feldbetten unterstützen.

Sollten Blindgänger gefunden werden, ist auch eine kontrollierte Sprengung nicht ausgeschlossen. Allen Beteiligtenist ist das tragische Ereigniss aus dem Jahre 2010 in Erinnerung. Hierzu der Link am Ende des Berichts.

Bereits erfolgt durch unseren Ortsverband ist die Erstellung von massiven Abdeckungen für die Verdachststellen. Im Falle einer notwendigen Sprengung werden die Verdachtstellen mit diesen Holzkonstruktionen überdeckt und mit ca. 40000 Litern Wasser beaufschlagt. Abmessungen und Statik hierfür wurden mit Unterstützung von THW-Baufachberatern abgestimmt.

Am Tag der Evakuierung wird das THW Einsatzkräfte aus allen Ortsverbänden der Regionalstelle in Einsatzbereitschaft vorhalten, um im Falle einer Sprengung schnell und umfassend in den Einsatz gehen zu können. Auch hierfür laufen die Vorbereitungen in Zusammenarbeit mit der Regionalstelle Göttingen.

Updates dieses Berichtes erfolgen.


Bilder auf Anfrage an OV Göttingen ACHTUNG: Luftaufnahmen sind urheberrechtlich geschützt und nicht zum Download freigegeben.




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