Trinkwasseraufbereitungsanlage (TWAA)

Wasser für Menschen in Not

Wir benutzen es täglich und oft, ohne darüber nachzudenken. Unbewusst verbraucht jeder Deutsche im Schnitt etwa 120 Liter Trinkwasser am Tag. In welchem Luxus wir leben, merken wir in einer der trinkwasserreichsten Regionen der Welt meist erst, wenn Trinkwasser plötzlich fehlt. Zum Beispiel bei Schäden an Wasserwerken, beim Ausfall von Pumpen oder bei Wasserverunreinigungen. Im Auftrag der Bundesregierung hält das THW mobile Trinkwasseraufbereitungsanlagen (TWA) und speziell ausgebildete Helferinnen und Helfer bereit, um im Notfall Menschen in Deutschland, aber auch weltweit mit lebenswichtigem Trinkwasser zu versorgen.

Die Leistungsfähigkeit der TWA des THW ist höher als die vieler Wasserwerke. Im Gegensatz zu einem Wasserwerk muss das THW mit seinen mobilen Anlagen auf Wasser aus allen denkbaren Quellen zugreifen. Das können Flüsse, Seen, im Idealfall Brunnen, aber auch defekte Wasserwerke sein. Mithilfe von Trinkwasserlaboren überprüfen die Helferinnen und Helfer die Qualität des aufbereiteten Wassers. Im Ausland stellt das THW Trinkwasser nach dem Standard der Weltgesundheitsorganisation (WHO) her. Bei Einsätzen in Deutschland erfüllt es die Anforderungen der deutschen Trinkwasserverordnung.

Je nach Qualität muss das Rohwasser unterschiedlich vorbehandelt werden. In einem großen Becken behandeln Chemikalien wie Eisen-III-Chlorid oder Aluminiumsulfat nach Einstellung des pH-Wertes durch pH-Regulatoren das Wasser. Sie binden Schwebstoffe, die sich am Boden sammeln. Aktivkohle beseitigt unerwünschte gelöste Stoffe: Das Wasser wird klar.

Neue Technik für maximale Reinheit

Im Mai 2012 übergab THW-Präsident Albrecht Broemme in München auf der Fachmesse IFAT-Entsorga dem Ortsverband Starnberg stellvertretend für das ganze THW eine von zehn neuen Trinkwasseraufbereitungsanlagen. Jede dieser Ultrafiltrations-Anlagen vom Typ UF-15 kann 15.000 Liter Wasser pro Stunde aufbereiten. Bei rund 20 Stunden Produktivbetrieb und einem für den Notfall angenommenen Verbrauch von 15 Litern pro Person bietet sie täglich für rund 20.000 Menschen Trinkwasser. Reicht das nicht aus, können alle Anlagen schnell an einem Ort zusammen gezogen werden.

Bei der Ultrafiltration mit der UF-15 handelt es sich um eine Filtrationstechnik mit Keramikmembranen aus Monolitblöcken: Trennschichten, die für Stoffe einer gewissen Größe undurchlässig sind. Im Fall der Ultrafiltration werden Partikel ab einer Größe von 0,1 bis 0,2 Mikrometern abgesondert. So können alle Krankheitserreger aus dem Wasser gefiltert werden. Nach der Grob- und Ultrafiltration wird das Wasser mit UV-Licht und mit Chlor desinfiziert und lagerbar gemacht. Zwei Stromerzeuger, Reinwassertanks zur Lagerung und ein Hauswasserwerk zum Anschluss an bestehende Trinkwassernetze runden das Paket TWA UF-15 ab. Der modulare Aufbau ermöglicht auch den Einzelbetrieb der chemischen Vorbehandlung, der Filtrationsstraße, des Reinwasserbehandlungsmoduls oder der Lager- und Verteilsysteme.

Die Modulanlagen UF-15 sind in Aluminiumkisten verpackt und stehen einsatzbereit auf Anhängern in denjenigen Ortsverbänden, die über eine Fachgruppe Trinkwasserversorgung verfügen. Grundsätzlich ist die UF-15 voll luftverlastbar, da sie alle Maße der sogenannten LD3-Container erfüllt.

Trinkwasser im Ausland

Außerhalb Deutschlands setzten die im Ausland auch „Water People“ genannten Helferinnen und Helfer des THW in der Regel die Wasseraufbereitungsanlage WTC 5000 ein. Auch sie arbeitet mit dem Prinzip der Ultrafiltration. Mit einer Anlage bereiten die Einsatzkräfte der Schnell-Einsatz-Einheit Wasser Ausland (SEEWA) bis zu 5.000 Liter Wasser pro Stunde auf. So können sie bei einem Mindestbedarf an Trinkwasser von sieben Litern bis zu 15.000 Menschen am Tag pro Anlage versorgen.

Im ersten Schritt der Aufbereitung wird das Wasser in großen Rohwasserbecken geflockt. In diesem Stadium lagert sich bereits ein Großteil der Schmutzpartikel durch Sedimentation auf dem Boden der Behälter ab. Nun gelangt das Rohwasser in die Anlage. Dort scheidet das Vorfiltermodul mit einem 200 Mikrometer-Beutelfilter übriggebliebene grobe Partikel ab. Anschließend wird das Rohwasser in einem Membranmodul weiter gereinigt. Dazu nutzt die WTC 5000 spezielle Ultrafiltrationsmembranen. Diese haben eine Porengröße von maximal 0,02 Mikrometer und halten sowohl Partikel, wie zum Beispiel Sand, als auch Bakterien und Viren zurück. Zum Abschluss des Aufbereitungsprozesses wird das Wasser mit Chlor desinfiziert. So können die Einsatzkräfte Trinkwasser nach WHO-Standard zur Verfügung stellen. Die Trinkwasserqualität wird laufend in einem mobilen Labor überprüft. Gelagert wird das gereinigte Wasser bis zur Abgabe an die Bevölkerung in sogenannten Wasserblasen mit einem Volumen von jeweils 10.000 Litern. 

Damit die Anlage möglichst schnell per Flugzeug oder Fahrzeug an den Einsatzort gelangen kann, ist sie modular aufgebaut. Die einzelnen Module wiegen maximal 100 Kilogramm und können daher von vier Personen problemlos manuell transportiert werden.

(Quelle: thw.de)